5. Ökokonto-Tag Baden-Württemberg
ZurückÖkokonto-Verordnung wird evaluiert
Ostfildern. Der 5. Ökokonto-Tag am 09.11.2017 bei der Flächenagentur Baden-Württemberg in Ostfildern stieß auf sehr großes Interesse und wurde von über 140 Vertretern der Kommunen, Unternehmen, Planungsbüros und Genehmigungsbehörden besucht. Der Ökokonto-Tag hat sich laut Bernhard Kübler, Geschäftsführer der Flächenagentur Baden-Württemberg GmbH, als bedeutendes Forum zum Austausch über Neuerungen und Erfahrungen mit der Umsetzung der Ökokonto-Verordnung etabliert.
In seinem Grußwort zog Karl-Heinz Lieber, Abteilungsleiter Naturschutz im Umweltministerium des Landes Baden-Württemberg, nach sechs Jahren Ökokonto eine positive Bilanz: „Rund 400 Einzelmaßnahmen auf insgesamt 600 Hektar Fläche zeigen, dass das Ökokonto im Land angekommen ist und seine wichtige Funktion für den Naturschutz erfüllt. Dennoch evaluieren wir derzeit die Ökokonto-Verordnung, denn nichts ist so gut, dass es nicht noch verbessert werden kann.“
Die Evaluation der Ökokonto-Verordnung wurde im Januar 2016 angestoßen. Corinna Wolf von der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg erläuterte das Verfahren der Evaluation und den aktuellen Stand. Durch die Analyse der bereits genehmigten Ökokonto-Maßnahmen und die Recherche von Regelungen außerhalb Baden-Württembergs soll eine Datengrundlage zur Optimierung der Ökokonto-Verordnung geschaffen werden. Zudem wurde eine Befragung von 135 Akteuren durchgeführt und derzeit ausgewertet. Voraussichtlich wird die Evaluation im Herbst 2018 abgeschlossen werden.
Durch die unterschiedlichen Akteure beim Ökokonto bestehen zahlreiche Forderungen und Wünsche an die Evaluation. Aus Sicht der Waldbesitzer besteht noch einiger Verbesserungsbedarf. So wäre es laut Raimund Friderichs, Leiter des Forstbetriebs der Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern, wünschenswert die Ökokontofähigkeit der Waldgesellschaften zu erweitern und zudem Maßnahmen, die seltenen Tierarten im Wald zu Gute kommen, durch Ökopunkte zu honorieren. Weiterhin sollte eine Bearbeitungsfrist für die für das Ökokonto zuständigen Behörden eingeführt werden. Sabine Attermeyer, stellv. Referatsleiterin im Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg sieht durch die Evaluation die Chance den Stellenwert des Ökokontos zu stärken und in weiteren Bereichen Ökopunkte zum Ausgleich von Eingriffen anwenden zu können. Die Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft und der ländlichen Räume war durch Roland Großkopf vertreten. Er wies darauf hin, dass bei Ökokonto-Maßnahmen stets die agrarstrukturellen Belange zu berücksichtigen sind, da derzeit Ökokonto-Maßnahmen häufig auf landwirtschaftlichen Nutzflächen stattfinden. Manuel Sedlak von der Flächenagentur Baden-Württemberg wies darauf hin, dass es zur Steigerung der Akzeptanz des Ökokontos Verbesserungen im Bereich des Artenschutzes und Vorgaben zum Unterhaltungszeitraum bedarf.
Um Einblicke in die Methoden außerhalb von Baden-Württemberg zu bekommen, berichtete Eberhard Veith, Geschäftsführer der Naturland Ökoflächen Management GmbH über seine Tätigkeiten im Saarland. Dort wird die Bewertung in Ökopunkten durch Bewertungsfaktoren ergänzt, die als Steuerungsinstrument von Maßnahmen abseits von landwirtschaftlichen Nutzflächen dienen. Durch dieses Steuerungsinstrument konnten bisher rund 350 ha landwirtschaftliche Nutzfläche erhalten werden.
Wie die Umsetzung und Überwachung von Ökokonto-Maßnahmen in Baden-Württemberg anhand von guten fachlichen Standards durchgeführt werden können, erläuterte Dr. Markus Röhl von der Flächenagentur Baden-Württemberg: „Die Einhaltung hoher fachlicher Standards bei der Umsetzung erhöht die Dauerhaftigkeit und reduziert die Notwendigkeit des Nachsteuerns“.
Aus den Erfahrungen einer Genehmigungsbehörde mit Ökokonto-Maßnahmen wurde von Markus Wegst vom Landratsamt Rems-Murr-Kreis berichtet. Er erläuterte, dass in der Bevölkerung ein hoher Informationsbedarf besteht und daher zahlreiche Anfragen bei den Genehmigungsbehörden eingehen. Obwohl dadurch die Arbeitsbelastung erhöht wird, werden diese Anfragen gerne beantwortet, da stets die Möglichkeit zur Entwicklung naturschutzfachlich hochwertiger Ökokonto-Maßnahmen besteht.
Unter welchen Bedingungen durch Ökokonto-Maßnahmen Konflikte mit dem Biber entschärft werden können und welches Vorgehen bei der Planung und Antragsstellung zu beachten ist erläuterte Dr. Martin Maier von der Flächenagentur Baden-Württemberg.
Thomas Kiwitt, leitender technischer Direktor des Verband Region Stuttgart stellte die spezifischen Probleme in der Region Stuttgart dar. Um eine weitere Entwicklung der Regionen sicherzustellen müssen laut seiner Aussage Kompensationsmaßnahmen Motor für die Freiraumentwicklung in den Regionen werden und die Akzeptanz für Eingriffe schaffen.
Manfred Fehrenbach von der Flächenagentur Baden-Württemberg hob in seiner abschließenden Zusammenfassung noch einmal hervor, dass die Ökokonto-Verordnung und deren Evaluation sicherlich auch weiterhin viel Anlass zu lebhaften Diskussionen bieten werde und kündigte den nächsten Ökokonto-Tag am 15. November 2018 an.